Profile in der Verfolgung: Dr. Abduljalil Al-Singace

Dr. Abduljalil Al-Singace ist ein bekannter bahrainischer Menschenrechtsaktivist und ehemaliger Universitätsprofessor sowie Ingenieur, der zur Zeit seit 2011 seine lebenslange Haftstrafe im Jau Gefängnis verbüßt. Dr. Abduljalil wurde im Zuge seiner Teilnahme an friedlichen pro-demokratischen Protesten im Jahre 2011, als er 49 Jahre alt war von Sicherheitsbeamten festgenommen und gefoltert und daraufhin des Umsturzes der Regierung bezichtigt. Dr. Abduljalil befindet sich zur Zeit im Hungerstreik, der bereits seit mehr als 9 Monaten andauert, um gegen seine ungerechte und unmenschliche Behandlung im Gefängnis zu protestieren.

Am 17. März 2011 verhafteten ungefähr 48 Beamte, von denen einige vermummt und andere in ziviler Kleidung waren, Dr. Abduljalil in seinem Haus, ohne einen Haftbefehl vorzuzeigen. Einige der Beamten sollen zudem einen saudischen Akzent gehabt haben. Sie drängten ihn mit vorgehaltener Waffe aus dem Haus in seiner „Unterwäsche und ohne seine Brille“. Die Beamten sollen ihn, Berichten zufolge, in seinem Hauses und auf der Straße geschlagen haben. Dann brachten sie ihn für einige Stunden zu einer Polizeiwache and transferierten ihn ins Al-Qurain Militärgefängnis, wo er eingesperrt wurde.

Während des Verhörs war Dr. Abduljalil körperlicher und psychologischer Folter ausgesetzt. Ihm wurden die Augen zugebunden und Handschellen angelegt, während die Beamten ihn brutal zusammenschlugen. Sie schlugen seinen Kopf mit Fäusten und Schlagstöcken und missbrauchten ihn sexuell. Die Beamten zwangen ihn auch dazu ihre Schuhe abzulecken und für längere Zeitspannen aufrecht zu stehen, trotz seiner angeborenen körperlichen Behinderung. Dr. Abduljalil leidet seit seiner Jugend an zahlreichen chronischen Krankheiten, darunter auch das Post-Polio-Syndrom und Erkrankungen des Bewegungsapparates, weshalb er auf einen Rollstuhl und Krücken angewiesen ist.

Die Beamten zwangen ihn dazu ohne seine Krücken zu stehen und traten ihn in gegen seine Beine, bis er hinfiel. Er wurde zudem ebenfalls für 2 Monate in Isolationshaft gehalten, wobei er kaum Essen erhielt und deshalb mehr als 10 Kilo abnahm.

Seine Zelle ist sehr klein und hat weder Licht noch Kühlung. Zusätzlich wird Dr. Abduljalil immer wieder von Beamten verbal attackiert, indem er beleidigt und herabgewürdigt wird, unter anderem indem man ihm gesagt hatte, dass er kein Recht habe zu leben. Zudem droht man ihm auch immer wieder seine Tochter und Ehefrau zu vergewaltigen.

Als Resultat der Folter unterzeichnete Dr. Abduljalil ein gefälschtes Geständnis und wurde von einem Militärgericht im Juni 2011 unter den Anklagepunkten des Versuchs die Regierung zu stürzen zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wurde im Jau Gefängnis inhaftiert, wo sich sein Gesundheitszustand aufgrund der Misshandlungen in Haft stetig verschlechtert.

Während seiner Inhaftierung litt Dr. Abduljalil immer wieder an Schmerzen in seiner linken Schulter und seiner linken Rippe, die er aufgrund der brutalen Schläge durch die Beamten erlitt. Außerdem hat sich sein Karpaltunnelsyndrom weiter verschlechtert, da er gezwungen wurde auf einem Bein zu stehen, während er seine Hände hochhalten musste, an die ihm Handschellen angelegt worden waren. Seine Sehschwäche nahm auch zunehmend ab, nachdem man ihm seine Brille für mehr als einen Monat entwendet hatte. Die Gefängnisverwaltung verweigerte ihm zudem den Zugang zu angemessener medizinsicher Behandlung. Diese Weigerung beinhaltete zudem noch die Beschlagnahmung seiner verschriebenen Medikamente und Geräte. Im Juni 2021 weigerte sich die Gefängnisverwaltung von Jau seine Gummieinlagen für seine Krücken zu ersetzen, weshalb er deshalb dazu gezwungen war die abgetragenen Einlagen weiter zu benutzten, welche jedoch sehr unangenehm sind und dazu führten, dass er mehrere Male das Gleichgewicht verlor und stürzte.

Nur nach erhöhtem internationalem Druck, haben die Behörden letzen Endes eingewilligt seine Gummieinlagen zu ersetzen. Dr. Abduljalil’s Gesundheitszustand befindet sich zur zeit aufgrund des weiterhin andauernden Hungerstreiks als Protestakt gegen die harschen und erniedrigende Behandlung sowie die auferlegten Einschränkungen der Behörden während seiner Inhaftierung, in einem alarmierenden Zustand.

Am 8. Juli 2021 begann Dr. Abduljalil einen Hungerstreik, um gegen die Beschlagnahmung seines Buches, an welchem er seit mehr als vier Jahren gearbeitet hat und welches sich mit der Kultur Bahrains sowie verschiedenen arabische Dialekten befasst, zu protestieren.

Nach 286 Tagen befindet sich Dr. Abduljalil noch noch immer im Hungerstreik und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich weiterhin. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und dann in die Kanoo Klinik eingewiesen. In der Klinik litt er permanent an Kopfschmerzen, Schwindelanfällen und Atemnot. Seine Hände waren ungewöhnlich kalt und geschwollen und er musste mit einer Sauerstoffmaske behandelt werden, nachdem sein Sauerstoffgehalt gefährlich gesunken ist. Er verlor mehr als 20 Kilogramm und sein Blutzuckerspiegel sank auf 2 mmol/L. Dr. Abduljalils Hungerstreik beinhaltet lediglich Tee, Milch und Zucker, zusammen mit Salzen und Wasser. Jedoch haben die Behörden erneut die Zuckerrationen, die ihm zukommen sollen, gekürzt, unter dem Vorwand eines aktuellen Mangels. Die Ärzte ignorierten seine derzeitige gesundheitliche Situation, besuchten ihn lediglich zwei bis drei Mal die Woche und seine Bitte, ihm Schmerzmittel zu verabreichen, wurde lange Zeit hinaus gezögert.

Dennoch weigert sich Dr. Abduljalil seinen Hungerstreik zu beenden, sogar nachdem die Beamten ihm versichert hatten, dass er seine Bücher zurückbekommen werde, wenn er seinen Hungerstreik beendet. Dr. Abduljalil hingegen hatte immer wieder betont, dass er seinen Hungerstreik erst beenden würde, wenn seine Forderungen, welche unter anderem die Übergabe seines neuen Passes und Ausweises an seine Familie, die Möglichkeit seine Familie per Videoanruf zu kontaktieren, insbesondere um sein neugeborenes Enkelkind zu sehen, was ihm konsequent verweigert wird, den Erhalt seiner verschriebenen Medikamente, welche auch außerhalb des Salmaniya Krankenhaus und der AlKanoo Klinik erhältlich sind, die Übergabe eines der MRT Bilder, die im Militärkrankenhaus gemacht wurden, den Erhalt von Krücken und einer Warmflasche für seinen Rücken sowie Bilder von seiner Familie und die Übergabe seiner Forschung an seine Familie erfüllt werden.

Die willkürliche Festnahme von Dr. Aduljalil, die schwere Folter, der er im Gefängnis ausgesetzt war und die auferlegten Einschränkungen stellen allesamt eklatante Verletzungen der Antifolterkonvention und des UN Zivilpakts dar, die Bahrain beide ratifiziert hat. Sein Recht auf Leben, welches in Artikel 6 des UN Zivilpakts verankert ist, wird konstant sowohl durch die Verweigerung angemessener medizinischer Behandlung als auch durch die sich tagtäglich verschlimmernde Situation gefährdet, da die Gefängnisverwaltung sich weiterhin weigert, den Forderungen seines Hungerstreiks nachzugehen.

Zudem stellen die Behandlung und Haftbedingungen von Dr. Abduljalil eine evidente Verletzung der Minimalstandards für die Behandlung von Gefangenen, die durch die UN aufgestellt und seither als Nelson Mandela Regeln bekannt sind, dar.

Americans for Democracy & Human Rights in Bahrain ruft die bahrainischen Behörden dazu auf, mit den Büros der UN-Sonderverfahren im Hinblick auf die gemeinsamen Briefe, die im November und Dezember 2021 versandt wurden zu kopieren und den jeweiligen Forderungen nachzugehen.

Zudem fordert ADHRB, dass die Behörden sofort und bedingungslos Dr. Abduljalil Al-Singace freilassen, der lediglich aufgrund seines friedlichen Menschenrechtsaktivismus inhaftiert wurde, die Folter- und Missbrauchsvorwürfe zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und zuletzt sicherzustellen, dass Dr. Abduljalil Al-Singace eine angemessen und zeitnahe medizinische Behandlung erhält.

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